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Barrique

Das Barrique ist ein Eichenfass, das heute vor allem zum Ausbau von Rot- oder Weißwein dient. In der Regel wird dem Barriquefass das Bordelaiser Schiffsmaß von 225 Litern zugeordnet. Das Volumen eines Barriques kann aber, je nach Region und gewünschtem Verwendungszweck, bei bis zu 700 Litern liegen.

Wortherkunft

Im Französischen bedeutete barrique ursprünglich Fass. Dann wurde der Begriff auf das am häufigsten gebräuchliche Fassmaß eingeschränkt; es umfasst in der Regel ein Volumen von 225 Litern in Bordeaux oder auch 228 Liter in Burgund. Das Maß ergab sich aus der Fassgröße, die ein Hafenarbeiter in leerem Zustand von Hand verladen konnte. Beim Bordelaiser Barrique sind das bei einem Volumen von 225 Litern ein Leergewicht von ungefähr 45 kg. Heutzutage wird mitunter auch der darin hergestellte Barriquewein verkürzt als „Barrique“ bezeichnet.

Von Barrique leitet sich auch das Wort Barrikade ab; denn während der Julirevolution 1830 dienten mit Erde gefüllte Barriques als Straßensperren.

Material

Frankreich dominiert die handwerkliche Herstellung hochwertiger Barriquefässer. Herausragende französische Hersteller von Barriquefässern sind die Küfereien Berthomieu, Demptos, France Chêne, Sansaud, Seguin-Moreau, Taransaud oder Vicard. Wie bei Weinbergen hat jeder Wald ein anderes Terroir. Das Klima, die Bodenart, das Alter der Bäume und viele andere Komponenten beeinflussen die Beschaffenheit des Eichenholzes. Natürlich hat die Eichen-Gattung ebenfalls einen großen Einfluss auf die Reifung des Weines. In Frankreich werden zur Barriqueherstellung meist die heimischen Traubeneichen (Quercus petraea) aus den Wäldern des Limousin, der Départements Allier und Nièvre, der Tronçais und den Vogesen, aber auch die etwas grobjährigeren Stieleichen (Quercus robur) aus dem Limousin genutzt. Um der mittlerweile enormen Nachfrage nachkommen zu können, werden auch in Frankreich Eichen ausländischer Herkunft (beispielsweise Deutschland, ehemaliges Jugoslawien, Ungarn (Quercus frainetto) sowie USA verarbeitet. Das Holz der US-amerikanischen Eichen stammt typischer Weise von der Sorte Amerikanische Weiß-Eiche (Quercus alba) ab. Inzwischen werden Barriquefässer aber auch in der ganzen Welt gefertigt. In Deutschland stellt man sie beispielsweise ebenfalls aus französischer Eiche, aber auch aus Eiche von heimischen Wäldern wie dem Spessart, dem Steigerwald oder dem Pfälzerwald sowie aus Hölzern anderer Herkunft (beispielsweise ehemaliges Jugoslawien, Ungarn, USA) her. Für italienische Weine kommen traditionell häufiger Fässer aus slowenischer Eiche zum Einsatz. Spanische Weine reifen üblicherweise in Fässern aus amerikanischer Eiche, die an den Wein ein dominanteres Aroma abgeben können als europäische Sorten. In Spanien heißt das Fass zur Weinreifung barrica. Auch in Österreich werden die heimischen Eichen zur Herstellung von Barriques verwendet.

Charakter von Barriqueweinen

Das Fass wird beim Ausbau des Weins zur Lagerung eingesetzt, um das Aromaspektrum und die Gerbstoffe (Tannine) mit Komponenten aus dem Holz wie Vanillin abzurunden. Je neuer das Fass, desto größer sein Einfluss auf den Geschmack. Außerdem wird der Wein durch den minimalen Luftaustausch beeinflusst. Der Wein erhält dadurch eine leichte oxidative Reife. Der Barrique-Ausbau wird vor allem bei Rotwein praktiziert, ist aber durchgängig bei roten und weißen – trockenen und edelsüßen – Weinen aus den Anbaugebieten Bordeaux und Burgund zu finden (in Burgund wird, um aufgrund der vom Bordelais-Barrique abweichenden Fassgröße von 228l Verwirrungen zu vermeiden, allerdings das Wort "barrique" gemieden und von "fut" gesprochen). Die Reifung im Eichenholz macht einen Wein nicht unbedingt besser; sie ist für kräftige Sorten wie Cabernet-Sauvignon oder Chardonnay geeignet, würde aber einen subtilen Riesling erdrücken.

Man findet auch die Bezeichnung „barriqué“ (mit Akzent auf dem e). Dies kennzeichnet einen Wein, der „barriquisiert“ wurde, also im Unterschied zu nicht im Barrique ausgebautem, sonst gleichem Wein durch die Lagerung im kleinen Eichenfass ein verändertes Aromenprofil bekam.

Der Ausbau im Barrique erfordert viel Wissen, Erfahrung und Sorgfalt. Für einen guten Barriquewein ist die Qualität des Weines ebenso entscheidend wie die des Fassholzes. Eine große Rolle spielt der Röstgrad, auch "Toasting" genannt, also die Stärke des inneren Anbrennens der Dauben für ein Weinfass. Jedes Fass gibt dem Wein ein einzigartiges Aroma. Barriques verlieren von Verwendung zu Verwendung an Aromakraft und werden in der Regel durch neue Fässer ersetzt. Alte Barrique werden häufig noch für die Lagerung von Whisky verwendet.

Nur selten werden für eine gesamte Weincharge neue Barriquefässer verwendet. Man kann die Geschmacksintensität steuern, indem man nur für einen Teil neue Fässer, für einen anderen Teil Zweitbelegung und für den Rest Drittbelegung verwendet. Diese Entscheidung obliegt dem Kellermeister, denn er sollte wissen, wie viel Holzeinsatz sein Wein verträgt.

Während Weißweine im Holzfass lediglich reifen, finden beim Rotwein oftmals auch die Gärung und die malolaktische Gärung im Barriquefass statt. Hierfür werden aber selten neue Fässer verwendet, weil der Geschmack zu intensiv wäre.

Barriqueweine ohne Holzfässer

Um die Kosten der Bereitung von Barriqueweinen zu verringern, werden im internationalen Weinbau seit einiger Zeit Methoden verwendet, die den Wein mit Holzgeschmack ohne Holzfasslagerung aromatisieren. Entweder werden dem Wein sogenannte Chips – Eichenspäne – zugesetzt, oder aber das Barriquearoma wird gleich in pulverförmiger oder flüssiger Form hinzugefügt. Solche Methoden der Weinherstellung waren in der EU bis Oktober 2006 verboten. Allerdings dürfen seit dem Inkrafttreten des Weinhandelsabkommens zum 1. Januar 2006 diese Weine hier gehandelt werden, während ihre Einfuhr bis dahin verboten war. Seit Oktober 2006 sind Eichenholzchips auch bei der Weinherstellung in der EU erlaubt, der Zusatz künstlicher Aromen bleibt weiterhin verboten. Eine Deklarationspflicht für solche Weine besteht nicht, jedoch dürfen sie nicht als „Barriqueweine“ vermarktet werden. Auf eine allgemeine Bezeichnung für diese Weine hat man sich noch nicht geeinigt. Weine, die auf traditionelle Art im Barrique ausgebaut wurden, dürfen hingegen mit den Zusätzen „im Barrique-Fass vergoren“, „im Barrique-Fass ausgebaut“ oder „im Barrique-Fass gereift“ gekennzeichnet werden.

Bei den sogenannten Chips hat der Anwender verschiedene Möglichkeiten. Entweder werden an den Innenwänden der Stahl- oder Betontanks Eichenholzbretter angebracht, oder man hängt bei kleineren Einheiten ein Säckchen mit Holzstückchen in den Wein. Die Tannine und der Eichengeschmack werden in den Wein abgegeben und prägen so den Geschmack. Ob der Wein im Barriquefass reifte oder durch die Zugabe von Chips aromatisiert wurde, lässt sich fast nur im Direktvergleich feststellen. Selbst Fachleute erkennen chiparomatisierte Weine nicht immer auf Anhieb.

Geschichte der Barriquelagerung

Ursprünglich wurden im Altertum anstelle des Fasses Schläuche aus Tierbälgen aber auch große Tongefäße verwandt. Aus Holzblöcken oder Stammabschnitten geschnitzte Behälter aus Holz sind bereits 1000 v. Chr. in Gebrauch. Aus Dauben zusammengesetzte Holzfässer, welche zur Lagerung und zum Transport von Gütern und Getränken genutzt wurden, gelten als Erfindung der Kelten (Gallier, Bojer). Die erstmaligen Erwähnung solcher Fässer geht auf verschiedene römischen Quellen ab 50 v. Chr. (Aulus Hirtius, Gaius Iulius Caesar, Strabo, Plinius) zurück, sie wurden aber sicher schon einige Jahrhunderte zuvor im Keltischen Raum genutzt. Später wurden sie auch von den Römern übernommen.

Aus der Historie sind für das „Barriquisieren“ drei Fälle erwähnenswert:

Die Engländer, die lange die Gegend von Bordeaux beherrschten, bemerkten, dass der auf Schiffen im Holzfass transportierte Wein haltbarer wurde.

Die hanseatischen Kaufleute in Bremen, Hamburg und Lübeck waren Freunde des „Rotspons“; dies war Rotwein, der in Bordeaux gekauft, dann in die Hansestädte verschifft und dort aus verschiedenen Lieferungen verschnitten wurde. Gelegentlich sollen Winzer aus Bordeaux, die ihre hanseatischen Kunden besuchten, ihre eigenen Weine nicht wiedererkannt haben - so gut waren sie infolge der Holzfasslagerung geworden.

Louis-Gaspard Estournel aus Saint-Estèphe bei Bordeaux stellte Anfang des 19. Jahrhunderts fest, dass einige in Arabien und Indien nicht verkaufte Wein-Partien nach dem Rücktransport erheblich besser geworden waren. Er markierte diese Partien mit einem „R“ für „Retour des Indes“ (zurück aus Indien) und verkaufte sie, als sich ihre Qualität herumsprach, zu immer besseren Preisen. Endlich beschloss er, alle seine Weine vor dem Verkauf in Holzfässern zu transportieren.

Der Ausbau in neuen Holzfässern war ursprünglich nur den besten und schwersten Weinen vorbehalten. So verkaufen die großen Weingüter des Bordeaux, wie etwa Château Margaux, das eine eigene Küferei betreibt, ihre gebrauchten Fässer an weniger wohlhabende Weingüter weiter.

In den 1980er Jahren kam die Technik des Barriqueausbaus weltweit in Mode. Diese Entwicklung ist zum einen auf die Internationalisierung des Weinbaus zurückzuführen, wobei die im Bordeaux angewandten Methoden eine Vorbildfunktion einnehmen. Zum anderen ist die Nachfrage nach hochwertigen, schweren Rotweinen mit komplexen Aromen stark gestiegen, so dass ein großer Markt für Barriqueweine auch in anderen als den traditionell dafür bekannten Regionen entstand.

Der Ausbau im kleinen Eichenholzfass wurde in Deutschland ab den 1980er Jahren eingeführt. Die Weine mussten zunächst als Tafelwein vermarktet werden, da sie nicht als Qualitätswein anerkannt wurden. Mittlerweile haben deutsche Barriqueweine ein hohes Qualitätspotenzial erreicht und sind im Hochpreissegment angesiedelt, gelten aber nach wie vor als Nischenprodukt.

→ Seitentitel: Barrique
Autor(en): Wikipedia-Autoren, siehe Versionsgeschichte
Datum der letzten Bearbeitung: 12. Februar 2012, 16:53 UTC
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Datum des Abrufs: 22. Februar 2012, 17:15 UTC

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