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Bandscheibenvorfall – ein Stoßdämpfer
für den Rücken fällt (r)aus

Unsere Wirbelsäule wird in fünf verschiedene Regionen unterteilt: sieben Halswirbel, 12 Brustwirbel, fünf Lendenwirbel, Kreuzbein und Steißbein. Zwischen den Wirbeln liegen die Bandscheiben und bilden die Stoßdämpfer für unseren Rücken. Sie fehlen im Kreuz- und Steißbein sowie zwischen dem 1. und 2. Halswirbel. Jede Bandscheibe besteht aus einem weichen Gallertkern, der von einem Ring aus festem, faserigem Knorpel gehalten wird.

Bereits ab dem 30. Lebensjahr beginnen die Knorpelmassen der Bandscheiben auszutrocknen – die Stoßdämpfer puffern von nun an schlechter und sind flüssigkeitsärmer. Jede Bandscheibe arbeitet wie ein Schwamm. Durch Entlastung saugt sie sich voll, durch Belastung wird sie „ausgedrückt“. Ihre Versorgung durch Flüssigkeit und Nährstoffe erfolgt ausschließlich während der Entlastung. Dies bedeutet, dass wir ein gleichmäßiges Verhältnis zwischen Be- und Entlastung finden sollten, damit Rücken und Bandscheiben gut versorgt sind. Nicht umsonst sind wir morgens zwei Zentimeter größer, weil sich während der Nacht unsere Puffer mit Flüssigkeit vollgesaugt haben. Nach wenigen Stunden (Fehl-) Belastung sieht dies leider wieder ganz anders aus.

Ein Bandscheibenvorfall kann meist zwischen dem 30. und 60. Lebensjahr auftreten, am ehesten an der Lendenwirbelsäule, da hier das meiste Gewicht zu tragen ist.

 Was passiert bei einem Bandscheibenvorfall?

Stellen Sie sich einen Hamburger eines Fast Food Herstellers vor. Was passiert, wenn Sie auf einer Seite in den prall belegten Hamburger beißen? Zwangsläufig drücken Sie auf der andern Seite Teile des Belags (Fleisch, Gurken, Ketchup) aus den zwei Brötchenhälften hinaus.

Durch jahrelange Fehl- und Überbelastungen der Wirbelsäule, beispielsweise durch Heben schwerer Gegenstände, verlagert sich der weiche Kern der Bandscheibe, tritt aus dem Knorpelring aus und drückt auf Nerven oder Rückenmark. Weitere Ursachen für einen Bandscheibenvorfall können neben einer Überlastung und altersbedingten Veränderungen der Bandscheiben auch genetische Schwächen, Übergewicht oder Unfälle sein.

Als Vorstufe des Bandscheibenvorfalls (Diskusprolaps) kann man die Bandscheibenvorwölbung (Diskusprotrusion) bezeichnen. Hier verlagert sich ebenfalls Bandscheibengewebe nach außen, der faserige Knorpelring bleibt jedoch intakt. Die Schmerzen können oft gleich sein. Symptome und Schmerzen sind abhängig davon, welche Nervenstrukturen betroffen sind.

Besonders betroffen von Bandscheibenvorfällen ist die Lendenwirbelsäule. Probleme können hier Schmerzen im Rücken sein, die bis ins Bein oder den Fuß ausstrahlen können. Darüber hinaus können Taubheitsgefühle an den Beinen mit Ausfällen von Reflexen und Muskeln auftreten.
Mögliche Symptome sind Stolpern oder Schwäche beim Anheben des Fußes. Bei Auftreten von schweren neurologischen Ausfällen (Lähmungen, Stuhl- und Harninkontinenz) und Sensibilitätsausfällen der Oberschenkelinnenseite droht eine sofortige Operation. Diese Symptome sind als Notfall zu behandeln!

Weniger häufig tritt ein Bandscheibenvorfall an der Halswirbelsäule auf. Schmerzen und Sensibilitätsstörungen in der Schulter, im Arm und den Fingern können hier ein Hinweis auf ein Bandscheibenleiden sein.

Wie kann Ihr Arzt einen Bandscheibenvorfall feststellen und behandeln?

Durch eine erste Schilderung Ihrer Schmerzen und eine neurologische Untersuchung (Beweglichkeit, Reflexe, Sensibilität, Nervenleitgeschwindigkeit) lässt sich die Schwere einer möglichen Nervenschädigung bestimmen.
Röntgenaufnahmen, Computertomographie, Magnetresonanztomographie – diese Verfahren können in Form von Bildern einen spezifischeren Aufschluss über das Ausmaß des Bandscheibenvorfalls geben.

90 % aller Bandscheibenvorfälle werden nicht operiert, die Behandlung erfolgt medikamentös und physiotherapeutisch. Die nicht-operative Behandlung sieht Schonung vor, aber keine Bettruhe! Dosierte Bewegung lindert den Schmerz!
Neben Schmerzmitteln und Medikamenten zur Muskelentspannung kann oft auch Wärme (Wärmflasche, Kirschkernsäckchen, Rotlicht, Heiße Rolle) den Schmerz lindern.
Und wieder gilt – bewegen Sie sich, vorsichtig und dosiert.

Bewegung reduziert Schmerz!

In den Fällen, die mit Lähmungen oder Stuhl- und Harninkontinenz einhergehen, entschließt sich der Arzt zu einem operativen Eingriff, um das ausgetretene Bandscheibenmaterial zu entfernen und dadurch den Druck von den Nervenstrukturen zu nehmen. Nicht in allen Fällen sieht das Operationsergebnis positiv aus, ein erneuter Vorfall oder wucherndes Narbengewebe können ein ungünstiges Operationsergebnis sein.

Es gibt Gründe, warum sich Ihr Rücken eine „Auszeit“ nimmt! Auch wenn ein Bandscheibenvorfall kein schönes Ereignis ist – nutzen Sie die Chance, die Rückmeldung Ihres Körpers zu verstehen und umzusetzen!

  • Verändern Sie die Gewohnheiten, die den Bandscheibenvorfall ausgelöst haben und Ihre Stoßdämpfer beschädigt haben
  • Sensibilisieren Sie sich für neue, rückenfreundliche Bewegungen, ändern Sie ihre schlechte Körperhaltung
  • Heben und Tragen Sie schwere Lasten rückenfreundlich
  • Reduzieren Sie Ihr Körpergewicht, damit können Sie Ihre Bandscheiben enorm entlasten.

Und abschließend noch ein „Geheimtipp“, eine „Wunderwaffe“: treiben Sie Sport, machen Sie regelmäßig Gymnastik!

Wählen Sie Sportarten, die besonders rückenfreundlich sind (Wandern, Nordic Walking, Schwimmen, Wassergymnastik, Skilanglauf). Langfristig müssen Sie Ihren Rücken durch gut trainierte Rücken- und Bauchmuskulatur entlasten. Ein Rücken mit gesunder, starker Muskulatur bewahrt Sie vor neuen Rückenschmerzen!

Physiotherapeuten, Rückenkurse, Gymnastikgruppen, Fitness Studios, Walking-Gruppen – das sind nur einige Vorschläge, wie Sie individuell Hilfe und Motivation bekommen können. Übungen und Ideen gibt es genug, diese warten nur auf Sie!

Eine kleine, effektive Übungsauswahl zur Muskelkräftigung finden Sie in der Rubrik Muskulatur und Muskeltraining.

Viel Spaß beim Trainieren … und bitte immer aufrecht bleiben!

Autor:
Ingo Krüger
Sportphysiotherapeut, Personal Trainer

Hinweis:
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