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Bandscheibenvorfall - Operation ja oder nein?
Der gefürchtete Bandscheibenvorfall gehört zu den häufigsten Ursachen von Rückenschmerzen und führt oft zu chronischen Beschwerden. Für wen ist eine OP unumgänglich und wann es geht es auch ohne?
Wenn die Stoßdämpfer der Wirbelsäule in die Jahre kommen, nimmt die Elastizität der Bandscheiben ab. Zwar können auch Verletzungen und Unfälle zu einem Bandscheibenvorfall führen - doch die häufigste Ursache sind altersbedingte Verschleißerscheinungen und dauerhafte Fehlbelastungen der Wirbelsäule. „Haltungsfehler, ungeeignete Möbel, schädigende Sportarten und falsche Bewegungen führen langfristig zu einer Schädigung der Wirbelsäule und können einen Bandscheibenvorfall hervorrufen. Auch angeborene Fehlstellungen der Wirbelsäule und eine schwache Muskulatur im Nacken und Rücken begünstigen einen Bandscheibenvorfall“, sagt Dr. Christian Conrad, Sektionsleiter der Abteilung für konservative Akut-Orthopädie an der Kreisklinik Jugenheim.
Mit den oft chronischen Schmerzen wollen sich viele, vor allem ältere Patienten, nicht abfinden und entscheiden sich für eine Operation. „Oftmals vorschnell“, wie Dr. Conrad sagt. Viele seiner Patienten haben sich trotz der Empfehlung Ihres Arztes, einen operativen Eingriff vornehmen zu lassen, über alternative und risikoärmere Behandlungen informiert und kamen zu ihm. „Wir setzen in Jugenheim auf das Zusammenspiel aus Manueller Medizin und Bewegungstherapie, osteopathischen, psychotherapeuthischen und naturheilkundlichen Verfahren. Eine Operation wird damit erfahrungsgemäß vermieden.“ Eine Behandlung des Bandscheibenvorfalls in einer Klinik für konservative Akut-Orthopädie sei dem operativen Eingriff in jedem Fall vorzuziehen.
Bandscheibenvorfall konservativ therapieren - wie funktioniert das?
Besonders effizient bei einem Bandscheibenvorfall ist die gezielte Bewegungstherapie, die sogenannte Medizinische Trainingstherapie. Bei dieser Therapie wird, im Gegensatz zu gängigen Methoden wie Krankengymnastik und Massagen, nämlich das Grundproblem gelöst. Dieses liegt häufig in einer sich zurückbildenden und immer tiefer gelagerten Rückenmuskulatur, sagt Conrad: „Eine gezielte sportmedizinische Behandlung für Rückenkranke findet zum Beispiel in der Rückenschule statt. Die hochmodernen Trainingsgeräte lassen sich individuell auf den Trainierenden einstellen und ermöglichen so ein wissenschaftlich begleitetes, optimales Training. Patienten mit Rückenschmerzen lernen in unserer Video- und Druckmessplatten-gestützten Gangschule, sich im Alltag wieder besser und schmerzfrei zu bewegen. Diese Perspektivenvielfalt bietet völlig neue Möglichkeiten in der Behandlung akuter und chronischer Erkrankungen des Bewegungssystems“, so Conrad.
Erst im Juni wurde die Rücken- und Gangschule in Jugenheim um neue, effektive Geräte wie medizinische Ruder- und Hip-Maschinen erweitert. Unter Anleitung lernen Patienten hier, ihre Rückenmuskulatur gezielt aufzubauen und einem erneuten Bandscheibenvorfall entgegenzuwirken. Sportmediziner behandeln die Patienten intensiv und geben gemeinsam mit Psychologen, Osteopathen und einem Spezialisten für Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) alltagstaugliche Tipps zur Nachsorge. „Ziel ist es, Körperhaltung und Bewegungsabläufe künftig zu verbessern und chronische Bandscheibenvorfälle zu verhindern. Chronisch ist alles, was länger als drei Monate dauert.“
Auch die Seele drückt auf die Bandscheibe
Beim Entstehen eines chronischen Bandscheibenvorfalls spielen neben Störungen in der Bewegungskoordination auch individuelle Bewältigungsformen eine zentrale Rolle, sagt der Experte für Gelenkschmerzen. Als ganzheitliche Medizin schließt die konservative Akut-Orthopädie auch psychologische Faktoren ein: „Wie wir Menschen auf Schmerzen reagieren, hat einen nicht unerheblichen Einfluss auf unser Schmerzempfinden. Risikoreich sind ein ausgeprägtes, ängstliches Schon- und Vermeidungsverhalten oder ein extremer Durchhaltewille“, so Dr. Conrad. Das bedeutet: Ziehen sich die Betroffenen zurück und vermeiden alle körperlichen Aktivitäten, verstärkt dies genauso das Risiko eines chronischen Bandscheibenvorfalls wie das ständige Unterdrücken der Schmerzen.
So sucht und behandelt das Therapeutenteam in Jugenheim nicht nur die körperlichen Ursachen der Erkrankung, sondern berücksichtigt auch die sozialen und emotionalen Einflüsse der Erkrankung. Die Kombination aus einem „hohen medizinischen Niveau“ sowie einer „sehr persönlichen und individuellen Betreuung der Patienten“ sei etwas, wodurch „wir uns von vielen anderen Häusern unterscheiden.“
Viele Operationen können vermieden werden
Die Erfolge sprechen für sich: Mit dem November 2012 eingeführten, multimodalen Behandlungskonzept in der Kreisklinik Jugenheim konnten bereits zahlreiche orthopädische Operationen hinaus gezögert oder sogar ganz vermieden werden.
Um die Patienten optimal betreuen und unterstützen zu können, hält Dr. Conrad eine stationäre Aufnahme in der Klinik für nötig und sinnvoll. Dazu benötigt der Patient nur eine Überweisung durch seinen behandelnden Fach- oder Hausarzt. Der stationäre Krankenhausaufenthalt wird dann von der Krankenkasse übernommen. Sein Rat an Patienten: „Die Entscheidung über die Art der Therapie sollte in jedem Fall ein Orthopäde treffen, der sowohl operative als auch konservative Behandlungsmethoden beherrscht.“
Vorbeugen: 5 Tipps gegen Rückenschmerzen
- In der Sitzhaltung nimmt der Druck auf die Bandscheiben stark zu. Besonders schlecht ist für die Bandscheibe die nach vorn gebeugte Sitzhaltung. Deshalb: Regelmäßig Aufstehen und Umherlaufen, um den Rücken zu entlasten!
- 80 Prozent aller chronischen Bandscheibenvorfälle haben ihre Ursache in einer zu schwachen Muskulatur. Doch nicht nur die Rücken-, sondern auch die Bauchmuskeln sind wichtig, um die Wirbelsäule zu stärken. Um die Muskeln in Bauch und Rücken aufzubauen sind regelmäßige Übungen und Gerätetraining sinnvoll. Auch Pilates und Yoga helfen beim Aufbau der Bauch- und Rückenmuskulatur.
- Eine gute Matratze kann die Wirbelsäule entlasten. Sie sorgt dafür, dass die Wirbelsäule in der Seitenlage gerade bleibt.
- Das Halten eines Föhns zum Trocknen der Haare belastet die Schultern mehr als das (richtige) Heben eines Bierkastens. Also die Haare öfter mal an der Luft trocknen lassen oder ruckartige Bewegungen der Arme vermeiden!
- Große Taschen, lässig über die Schulter gehängt, können zu Nacken- und Schulterschmerzen führen. Durch die einseitige Belastung können sogar Gelenkentzündungen entstehen. Wichtig ist es, die Schultern beim Tragen nicht einseitig hochzuziehen.
Was macht die konservative Akut Orthopädie?
- Orthopädische Diagnostik
- Manualmedizinisch - osteopathische Befunderhebung
- Sportmedizinische Untersuchung
- Sonographie
- 3-D-Optometrie zur strahlenfreien Vermessung der Wirbelsäule
- Röntgen
- Spiral-CT und Osteodensitometrie
- Labor
- Schmerzdiagnostik
- Psychologisch-psychosomatische Diagnostik
Über Dr. Christian Conrad:
Christian Conrad (45) studierte und promovierte in Sportwissenschaften und Humanmedizin an den Universitäten Köln und Bonn. Seine Berufslaufbahn begann er in der Schweiz, wo er seinen Facharzt für Orthopädie und Traumatologie erwarb. An der Kreisklinik Jugenheim ist Dr. Conrad seit Juli 2012 Oberarzt an der Klinik für Traumatologie und Orthopädie der Kreiskliniken Darmstadt-Dieburg und behandelt gemeinsam mit Chefarzt Dr. Hanns-Edgar Hoffart in der neuen Abteilung für Akut-Orthopädie ANOA alle akuten und chronischen Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates.
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