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Schlaganfall: Stroke Unit in Groß-Umstadt
„Stroke Unit“: Die Insel zum Überleben
Neue Spezialabteilung an der Klinik für Innere Medizin I schützt Schlaganfall-Patienten vor Tod und Behinderung
Alle drei Minuten ereignet sich in Deutschland ein Schlaganfall, alle neun Minuten stirbt ein Mensch daran. Nur ein Viertel der Betroffenen wird nach dem Hirninfarkt wieder ganz gesund. Viele Patienten bleiben auf Dauer im Alltag stark beeinträchtigt oder werden sogar pflegebedürftig. Eine neue Spezialabteilung an der Kreisklinik Groß-Umstadt soll künftig Behandlungswege verkürzen und Schlimmeres verhindern.
Jede Minute zählt
„Je früher ein Schlaganfallpatient ins Krankenhaus kommt, desto erfolgreicher kann er behandelt werden“, sagt Dr. Walter Dotzel, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin I der Kreisklinik Groß-Umstadt. Das Zeitfenster ist gering. Bei 80 Prozent aller Schlaganfälle handelt es sich um Durchblutungsstörungen im Gehirn. Nur innerhalb der ersten vier bis fünf Stunden nach einem Schlaganfall kann der Arzt erfolgreich versuchen, die dafür verantwortlichen Blutgerinnsel aufzulösen. „Hier setzt unsere neue Stroke Unit an: Diese speziell ausgestattete Abteilung stellt Schlaganfallpatienten modernste Diagnose- und Akutversorgungsmethoden zur Verfügung. Durch die gezielte Behandlung, die in der Abteilung gebündelte Kompetenz und die hervorragende Vernetzung mit Experten der Region verbessern sich die Überlebenschancen und bleibende Behinderungen verringern sich“, erklärt der Chefarzt. Wird ein Patient mit Verdacht auf Schlaganfall eingeliefert, werden zuallererst lebenswichtige Funktionen wie Kreislauf und Atmung des Patienten stabilisiert. Das Stroke Unit-Team, das aus speziell geschulten Ärzten, Neurologen und bestens ausgebildetem Pflegepersonal besteht, kontrolliert dabei Blutdruck, Zuckergehalt des Bluts und Körpertemperatur, um die Schädigung des Gehirngewebes möglichst gering zu halten. Rasch werden die verschlossenen Gefäße oder Gehirnblutungen des Patienten mit Hilfe von bildgebenden Verfahren wie der Computer- und Kernspintomographie sichtbar gemacht.
Bilder aus dem Körper
Nun beurteilen die Mediziner der Klinik für Innere Medizin I gemeinsam mit Neurologen des „Neuro Centrum Odenwald“ am Krankenhaus und Neuroradiologen und Neurologen der Universitätsklinik Heidelberg den Schlaganfallpatienten und die Ergebnisse der Bildgebung. Wie das geht? Dank einer eigens für die Schlaganfalldiagnostik eingerichteten Standleitung zur Universitätsklinik Heidelberg können die schlaganfallbeeinflussenden Faktoren schnell und umfassend auch von externen Medizinern beurteilt werden. „Computertomografische Bilder des Gehirns werden nach Heidelberg übermittelt und die Neurologen der Universitätsklinik können den Patienten in einer Art Videokonferenz mit hochauflösenden Bildern untersuchen. Schnell und sicher leiten wir dann im Normalfall die intensivierte Therapie vor Ort ein. Bei besonders komplexen Situationen wird die Verlegung in ein überörtliches Kompetenzzentrum veranlasst“, erklärt der Mediziner.
Intensive Betreuung
In geeigneten Fällen können die verschlossenen Hirngefäße wiedereröffnet werden. Diese sogenannte Lyse-Therapie gilt derzeit als die wirksamste Therapiemaßnahme bei einem akuten Schlaganfall. „Hierzu wird Alteplase, ein Blutgerinnsel auflösendes Medikament, über die Vene als Infusion verabreicht. Durch die Lyse können schlecht durchblutete Hirnregionen vor dem Absterben bewahrt werden“, sagt Dr. Dotzel.
Das wichtige Lyse-Verfahren wird von ständigen EKG-, Blutdruck-, Sauerstoffsättigungs-, Temperatur- und Blutzuckerkontrollen begleitet. Auch wenn keine Lysetherapie möglich sein sollte, überwacht und betreut das Team der Stroke Unit den Patienten in den ersten Tagen intensiv. Notoperationen sind beim Schlaganfall selten nötig. Sollte jedoch als Ursache eine Verengung der Halsschlagader vorliegen, muss ein chirurgischer Eingriff sie von arteriosklerotischen Ablagerungen befreien. Auch bei Hirnblutungen kann eine Operation erforderlich sein.
Schneller wieder fit
Eine weitere Neuerung der Stroke Unit: Die Rehabilitation ist als Besonderheit bereits in die Stroke Unit integriert und setzt auf Krankengymnastik, Sprach- und Ergotherapie. Diese Maßnahmen sollen die Folgeschäden eines Schlaganfalls so weit wie möglich begrenzen und einer Pflegebedürftigkeit vorbeugen. „Bereits in den ersten Stunden nach dem Schlaganfall beginnt die Rehabilitation mit Krankengymnasten und Logopäden“, betont Dr. Dotzel. „Das erhöht die Regenerationschancen unserer Patienten deutlich.“ Die Dauer der Behandlung auf der Schlaganfallstation liegt durchschnittlich bei zwei bis drei Tagen, danach erfolgt in der Regel die Weiterbehandlung auf einer Allgemeinstationen bis zur Entlassung oder zur Verlegung in eine Rehabilitationsmaßnahme in der Klinik für Geriatrie im Hause oder eine externe Klinik für neurologische Rehabilitation.
Weitere Informationen zum Schlaganfall
Risiken minimieren: Die häufigsten Ursachen für einen Schlaganfall
- Bluthochdruck
- Übergewicht
- Bewegungsmangel
- Rauchen
- Diabetes
- Fettstoffwechselstörungen (erhöhter Cholesterinspiegel)
Vorsicht Schlaganfall: Erste Warnsignale erkennen
- Sehstörungen wie einäugige Blindheit, Gesichtsfeldausfälle, Doppelbilder
- Taubheit oder Lähmung einer Körperhälfte, hängender Mundwinkel
- Verlust der Sprechfähigkeit oder des Sprachverständnisses
- Schwindel
- unsicherer Gang
- plötzlich auftretender starker Kopfschmerz
Im Ernstfall: Der schnelle Check
- Rufen Sie bei den ersten Anzeichen für einen Schlaganfall umgehend den Notarzt.
- Lockern Sie zur Erleichterung der Atmung die Kleidung und entfernen gegebenenfalls Zahnprothesen.
- Lagern Sie den Betroffenen so, dass im Liegen Kopf und Schultern um etwa 30 Grad erhöht sind.
- Geben Sie dem Patienten keinesfalls Essen oder Getränke!
- Bringen Sie die Person in die stabile Seitenlage, falls sie das Bewusstsein verlieren sollte.
Kontakt:
Klinik für Innere Medizin I
Chefarzt Dr. Walter Dotzel
Krakenhausstraße 11
64823 Groß-Umstadt
Tel. 0 60 78/79 - 2101
Hinweis:
Dieser Artikel dient ausschließlich Ihrer Information und ersetzt keinesfalls den Besuch bei einem approbierten Arzt. Alle auf www.planetsenior.de angebotenen Inhalte dürfen und können nicht zur Selbstdiagnose oder Eigenmedikation verwendet werden. PlanetSenior leistet keinerlei Beratung oder Empfehlung. Fragen Sie hinsichtlich Heilungsverfahren, Diagnosen, Symptomen und Medikation unbedingt Ihren Arzt oder Apotheker. Beachten Sie bitte auch den Haftungsausschluss.
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