Gedichte Fest- und Feiertage

Gedichte über Fasching/Karneval

Fasching (Otto Erich Hartleben 1864-1905)

Wie eine reife, süße Dolde
hing deine Güte über mir;
im Rausche griff ich nach dem Golde
und streifte schon an seine Zier.

Nun hat ein graugewobner Schleier
mir deinen Liebreiz jäh vermummt;
und unsrer Seelen bunte Feier
ist ohne Klagelaut verstummt.

Gedichte über Ostern

Osterlied (Johann Wolfgang von Goethe)

Has, Has, Osterhas, Wir möchten nicht mehr warten! Der Krokus und das Tausendschön, Vergissmeinnicht und Tulpe stehn Schon lang in unserm Garten. Has, Has, Osterhas Mit deinen bunten Eiern! Der Star lugt aus dem Kasten raus, Blühkätzchen sitzen um sein Haus; Wann kommst du Frühling feiern? Has, Has, Osterhas, Ich wünsche mir das Beste! Ein großes Ei, ein kleines Ei Und ein lustiges Dideldumdei, Alles in einem Neste!

Osterspaziergang (J. W. von Goethe, Faust)

Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
Durch des Frühlings holden, belebenden Blick,
Im Tale grünet Hoffnungsglück;
Der alte Winter, in seiner Schwäche,
Zog sich in rauhe Berge zurück.
Von dort her sendet er, fliehend,
nur Ohnmächtige Schauer körnigen Eises
In Streifen über die grünende Flur.
Aber die Sonne duldet kein Weißes,
Überall regt sich Bildung und Streben,
Alles will sie mit Farben beleben;
Doch an Blumen fehlts im Revier,
Sie nimmt geputzte Menschen dafür.

Kehre dich um, von diesen Höhen
Nach der Stadt zurück zu sehen!
Aus dem hohlen finstern Tor
Dringt ein buntes Gewimmel hervor.
Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
Denn sie sind selber auferstanden:
Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
Aus Handwerks- und Gewerbesbanden,
Aus dem Druck von Giebeln und Dächern,
Aus der Straßen quetschender Enge,
Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
Sind sie alle ans Licht gebracht.

Sieh nur, sieh! wie behend sich die Menge
Durch die Gärten und Felder zerschlägt,
Wie der Fluß in Breit und Länge
So manchen lustigen Nachen bewegt,
Und, bis zum Sinken überladen,
Entfernt sich dieser letzte Kahn.
Selbst von des Berges fernen Pfaden
Blinken uns farbige Kleider an.

Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
Hier ist des Volkes wahrer Himmel,
Zufrieden jauchzet groß und klein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein!

Frühlingssonne (Christian Morgenstern, 1871-1914)

Die Sonne geht im Osten auf,
der Osterhas' beginnt den Lauf.
Um seinen Korb voll Eier sitzen
drei Häslein, die die Ohren spitzen.
Der Osterhas' bringt just ein Ei -
da fliegt ein Schmetterling herbei.
Dahinter strahlt das blaue Meer
mit Sandstrand vorne und umher.
Der Osterhas' ist eben fertig -
das Kurtchen auch schon gegenwärtig!
Nesthäkchen findet eins, zwei, drei,
ein rot, ein blau, ein lila Ei.
Ein Ei in jedem Blumenkelche!
Seht, seht, selbst hier, selbst dort sind welche!

Osterpredigt in Reihmen (J. W. von Goethe)

Verehrter Mitmensch, höre und vernimm Freundwillig mit Hulden und ohne Grimm: Dieweil es nun Ostern geworden ist, Sollst du, von welcher Art du auch bist, Ob Heide, Jude, Moslem, Christ, Durchaus vergnügt im Herzen sein, Osterwürdig und osterrein. Mit einem Birkenreise kehre Aus deiner Seele den Geist der Schwere! Der Wenns und Abers und Achs und Os, Die hart und starr dein Herz umwindet, Dass der Geist, der Leichte, kaum Eingang findet, Mache dich hurtig und heiter los! Du brauchst nichts weiter dazuzutun, Als dich im Grünen auszuruhn. Da atmet sich´s sehr wonnig ein, Was dir das Herz macht frei und rein: Der jungen Blumen frischer Hauch; Und die Augen haben der Wonne auch, Denn nichts ist lieblicher anzusehn, Als wie sie da hold beisammenstehn, Blau, weiß und rosa, klar und licht, Der Erde süßestes Ostergedicht. An ihnen dir ein Beispiel zu nehmen, Sollst du, ach Mensch, dich keineswegs schämen! Vergiss dein Gehirn eine Weile und sei Gedankenlos dem lieben Leben Blumeninnig hingegeben; Vergiss dein Begehren, vergiss dein Streben Und sei in seliger Einfalt frei Des Zwangs, der dich durchs Hirn regiert! Er hat dich freilich hoch geführt Und vieles dir zu wissen gegeben, Aber das allertiefste Leben Wird nicht gewusst, wird nur gespürt. Der Blumen zarte Wurzeln fühlen Im keimlebendigen, frühlingskühlen Erdboden mehr von ihm als du. Und bist doch auch ein Kind der Erde. Dass sie nicht sinnenfremd dir werde, Wende ihr heut die Sinne zu! Das ist der festlich tiefe Sinn Der Ostertage: Mit Entzücken Sollst du zum Mutterschoß dich bücken. Gib heut, o Mensch, dich innerst zu beglücken, Der Mutter Erde frühlingsfromm dich hin!

Das Osterei (August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, 1798-1874)

Hei, juchhei! Kommt herbei!
Suchen wir das Osterei!
Immerfort, hier und dort
und an jedem Ort! Ist es noch so gut versteckt,
endlich wird es doch entdeckt.
Hier ein Ei ! Dort ein Ei!
Bald sind's zwei und drei! Wer nicht blind, der gewinnt
einen schönen Fund geschwind.
Eier blau, rot und grau
kommen bald zur Schau. Und ich sag's, es bleibt dabei,
gern such ich ein Osterei:
Zu gering ist kein Ding,
selbst kein Pfifferling.

Gedichte zur Adventszeit

Der Weihnachtsaufzug (Robert Reinick, 1805-1852)

Bald kommt die liebe Weihnachtszeit,
vorauf die ganze Welt sich freut;
das Land, so weit man sehen kann,
sein Winterkleid hat angetan.
Schlaf überall; es hat die Nacht
die laute Welt zur Ruh gebracht -
kein Sternenlicht, kein grünes Reis,
der Himmel schwarz, die Erde weiß. Da blinkt von fern ein heller Schein -
was mag das für ein Schimmer sein?
Weit übers Feld zieht es daher,
als ob's ein Kranz von Lichtern wär',
und näher rückt es hin zur Stadt,
obgleich verschneit ist jeder Pfad. Ei seht, ei seht! Es kommt heran!
Oh, schauet doch den Aufzug an!
Zu Roß ein wunderlicher Mann
mit langem Bart und spitzem Hute,
in seinen Händen Sack und Rute.
Sein Gaul hat gar ein bunt Geschirr,
von Schellen dran ein blank Gewirr;
am Kopf des Gauls, statt Federzier,
ein Tannenbaum voll Lichter hier;
der Schnee erglänzt in ihrem Schein,
als wär's ein Meer von Edelstein. - Wer aber hält den Tannenzweig?
Ein Knabe, schön und wonnereich;
's ist nicht ein Kind von unsrer Art,
hat Flügel an dem Rücken zart. -
Das kann fürwahr nichts andres sein,
als wie vom Himmel ein Engelein!
Nun sagt mir, Kinder, was bedeut't
ein solcher Zug in solcher Zeit? - Was das bedeut't? Ei, seht doch an,
da frag ich grad beim Rechten an!
Ihr schelmischen Gesichterchen,
ich merk's ihr kennt die Lichterchen,
kennt schon den Mann mit spitzem Hute,
kennt auch den Baum, den Sack, die Rute. Der alte bärt'ge Ruprecht hier,
er pocht' schon oft an eure Tür;
droht' mit der Rute bösen Buben;
warf Nüss' und Äpfel in die Stuben
für Kinder, die da gut gesinnt. -
Doch kennt ihr auch das Himmelskind?
Oft bracht' es ohne euer Wissen,
wenn ihr noch schlieft in weichen Kissen,
den Weihnachtsbaum zu euch ins Haus,
putzt' wunderherrlich ihn heraus;
Geschenke hing es bunt daran
und steckt' die vielen Lichter an;
flog himmelwärts und schaute wieder
von dort auf euren Jubel nieder. O Weihnachtszeit, du schöne Zeit,
so überreich an Lust und Freud'!
Hör doch der Kinder Wünsche an
und komme bald, recht bald heran,
und schick uns doch, wir bitten sehr,
mit vollem Sack den Ruprecht her.
Wir fürchten seine Rute nicht,
wir taten allzeit unsre Pflicht.
Drum schick uns auch den Engel gleich
mit seinem Baum, an Gaben reich.
O Weihnachtszeit, du schöne Zeit,
worauf die ganze Welt sich freut!

Verse zum Advent (Theodor Fontane)

Noch ist Herbst nicht ganz entflohn,
Aber als Knecht Ruprecht schon
Kommt der Winter hergeschritten,
Und alsbald aus Schnees Mitten
Klingt des Schlittenglöckleins Ton. Und was jüngst noch, fern und nah,
Bunt auf uns herniedersah,
Weiß sind Türme, Dächer, Zweige,
Und das Jahr geht auf die Neige,
Und das schönste Fest ist da. Tag du der Geburt des Herrn,
Heute bist du uns noch fern,
Aber Tannen, Engel, Fahnen
Lassen uns den Tag schon ahnen,
Und wir sehen schon den Stern.

Gedichte zu Nikolaus

Christoph, Rupprecht, Nikolaus (Otto Julius Bierbaum, 1865-1910)

Ich kenn drei gute, deutsche Geselln
Mit großen Händen und Beinen schnelln;
Mit dicken Säcken auf breitem Buckel
Stampfen sie eilig durchs Land mit Gehuckel;
Haben Eis im Bart
Und grimmige Art,
Aber Augen gar milde;
Führn Äpfel und Nüsse und Kuchen im Schilde
Und schleppen und schleppen im Huckepack
Himmeltausendschöne Sachen im Sack. All drei sind früher Heiden gewesen.
Der erst heißt Christoph: Auserlesen
Hat er in einer eisgrimmigen Nacht
Das Christkindel übers Wildwasser gebracht.
Rupprecht der zweite ist genannt:
Der fuhr voreinsten übers Land
Tief nächten in Gespenstergraus
Als Heidengott. Den Nikolaus,
Als wie der dritte ist geheißen,
Tät man als einen Bischof preisen. Das ist nun all Legend und Mär.
Ich übernehme nicht Gwähr,
Daß just genau es so gewesen.
Habs nicht gesehn, habs nur gelesen.
Auf Schildereien jedermann
Die dreie freilich sehen kann.
Da ist der Rupprecht dick beschneet
Und derb gestiefelt fürder geht.
Drei Aepfel trägt der Nikolaus,
Sieht väterlich und ernsthaft aus.
Und Christophor im langen Bar
Ist heidenmäßig dick behaart,
Hat einen roten Mantel an
Und ist ansonst ein nackter Mann. Die dreie nun, dass ihr es wisst,
Verehre ich als Mensch und Christ.
Sie sind so lieb und ungeschlacht
Und ganz aus deutschem Mark gemacht.
Mildherzig rauh, kratzhaarig lind,
Des deutschen Gottes Ingesind. Die guten Knechte, reichen Herrn!
Sie dienen gern und schenken gern,
Wolln keinen Dank, wolln keinen Lohn,
Sind in sich selbst bedanklohnt schon. Grüß Gott ihr dreie miteinand
Im lieben weiten deutschen Land!
Christoph, Rupprecht, Nikolaus!
Schüttet eure Säcke aus,
Schüttet sie mit Lachen,
Blickt mit hellen Augen drein
Und lasst wohl gesegnet sein
Eure Siebensachen.

Knecht Ruprecht (Theodor Storm, 1817-1888)

Von drauß' vom Walde komm ich her;
ich muß euch sagen, es weihnachtet sehr!
Allüberall auf den Tannenspitzen
sah ich goldene Lichtlein sitzen;
und droben aus dem Himmelstor
sah mit großen Augen das Christkind hervor.
Und wie ich so strolcht durch den finstern
Tann, da rief's mich mit heller Stimme an:
Knecht Ruprecht, rief es, alter Gesell,
hebe die Beine und spute dich schnell!
Die Kerzen fangen zu brennen an,
das Himmelstor ist aufgetan,
Alt und Junge sollen nun
von der Jagd des Lebens einmal ruhn;
und morgen flieg ich hinab zur Erden,
denn es soll wieder Weihnachten werden!
So geh denn rasch von Haus zu Haus,
such mir die guten Kinder aus,
damit ich ihrer mag gedenken,
mit schönen Sachen sie mag beschenken. Ich sprach: O lieber Herre Christ,
meine Reise fast zu Ende ist;
ich soll nur noch in diese Stadt,
wo's eitel gute Kinder hat. Hast denn das Säcklein auch bei dir?
Ich sprach: Das Säcklein das ist hier;
denn Äpfel, Nuß und Mandelkern
essen fromme Kinder gern. Hast denn die Rute auch bei dir?
Ich sprach: Die Rute, die ist hier;
doch für die Kinder nur, die schlechten,
die trifft sie auf den Teil, den rechten.
Christkindlein sprach: So ist es recht;
so geh mit Gott, mein treuer Knecht. Von drauß' vom Walde komm ich her;
ich muß euch sagen, es weihnachtet sehr!
Nun sprecht, wie ich's herinnen find!
Sind's gute Kind, sind's böse Kind?

Weihnachtsgedichte

Der Stern (Wilhelm Busch)

Hätt einer auch fast mehr Verstand
als wie die drei Weisen aus Morgenland
und ließe sich dünken, er wär wohl nie
dem Sternlein nachgereist wie sie;
dennoch, wenn nun das Weihnachtsfest
seine Lichtlein wonniglich scheinen läßt,
fällt auch auf sein verständig Gesicht,
er mag es merken oder nicht,
ein freundlicher Strahl
Des Wundersternes von dazumal.

Lustiges Weihnachtsgedicht

Denkt Euch, ich habe das Christkind gesehen. Ich hab´s überfahren, es war ein Versehen. Ich hatte gerade die Äuglein zu, Ich träumte beim Fahren in himmlischer Ruh. Das Christkind hat in dieser heiligen Nacht Bekanntschaft mit meinem Kühler gemacht. Später sah ich auch noch den Weihnachtsmann. Er feuerte grad´ seine Rentiere an. Ich überholte den langsamen Wicht, doch sah ich den Gegenverkehr dabei nicht. Ich wich noch aus, doch leider nicht Santa, ein kurzes Rummsen und er klebte am Manta. Am Ende sah ich auch den Nikolaus. Er stürmte gerade aus dem Freudenhaus. Er kam ganz hektisch über die Kreuzung gelaufen, wollt am Automaten neue Präservative sich kaufen. Mein Auto und mich hat er wohl nicht geseh´n, jedenfalls blieben von ihm nur die Stiefel steh´n. So ist die Moral von dem Gedicht, fahr zu schnell dein Auto nicht! Denn als ich zuhaus war, da musste ich heulen, mein schöner Wagen, der hatte drei Beulen, vom Christkind, vom Niklas und vom Santa Claus. Ja, dieses Jahr fällt Weihnachten dann wohl aus....

Weihnachtszeit (Heinrich Hoffmann von Fallersleben)

O schöne, herrliche Weihnachtszeit!
Was bringst du Lust und Fröhlichkeit!
Wenn der heilige Christ in jedem Haus
teilt seine lieben Gaben aus.
Und ist das Häuschen noch so klein,
so kommt der heilige Christ hinein,
und alle sind ihm lieb wie die Seinen,
die Armen und Reichen, die Grossen und Kleinen.
Der heilige Christ an alle denkt,
ein jedes wird von ihm beschenkt.
Drum lasst uns freuen und dankbar sein!
Er denkt auch unser, mein und dein!

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