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Flatulenz

Flatulenz (von lat. flatus „Wind, Blähung“, Blähungen) bezeichnet die verstärkte Entwicklung von Gasen (z. B. Methan, Kohlenstoffdioxid, Schwefelwasserstoff und anderen Gär- bzw. Faulgasen), im Magen und/oder Darm, wobei es zum rektalen Entweichen (Flatus) von Darmgasen kommen kann. Sitzen diese Darmgase fest (Flatus incarceratus), kann es zu schmerzhaften Bauchkrämpfen kommen. Es werden je nach Region unterschiedliche volkstümliche Bezeichnungen für die Flatulenz verwendet, z. B. Furz, Pfurz, Pups, Fahrn etc., in Österreich auch Schas (auch Schaas geschrieben), die zum Teil als vulgär empfunden werden. Als neutral, aber veraltet, gilt die deutsche Bezeichnung Leibwind.

Die Flatulenz ist abzugrenzen von einer übermäßigen Gasansammlung im Verdauungstrakt ohne wesentlichen Abgang von Darmgasen, die als Meteorismus bezeichnet wird.

Eine besondere Form der Flatulenz besteht, wenn beim Abgang von Leibwinden ungewollt Stuhl mit abgeht (umgangssprachlich falscher Freund). Es kann sich dabei um ein Symptom bei Kolonkarzinomen, insbesondere Rektumkarzinomen handeln.

Ursachen

Beim Verdauungsvorgang, der bis zu 42 Stunden dauern kann, entstehen Darmgase. Der größte Anteil diffundiert jedoch in den Blutkreislauf und wird über die Lungen ausgeschieden. Die eigentliche Flatulenz ist ein Gasüberschuss von etwa 0,5 bis 1,5 Litern pro Tag, der nicht auf diesem Weg austritt. Ursachen können die Zusammensetzung der Ernährung oder Verdauungsstörungen sein.

Bei Milcheiweißallergie, Histamin-Intoleranz und Lactoseintoleranz (Unverträglichkeit gegenüber Milchzucker) kann es zu starker Flatulenz kommen, dann auch zum Teil mit Durchfällen verbunden. Ebenfalls können manche Zuckerersatzstoffe wie Sorbit in erhöhten Mengen zu starker Flatulenz führen. Generell kann ein hoher Anteil an Ballaststoffen Blähungen fördern.

Auch kann eine deutliche Steigerung der Gasproduktion zum Beispiel durch den Verzehr von Hülsenfrüchten bewirkt werden, da sie die Zuckermoleküle Rhamnose und Stachyose enthalten, die im Dünndarm nicht verwertet werden können und erst im Dickdarm durch die Bakterien der Darmflora zersetzt werden. Rhamnose und Stachyose kommen in höheren Konzentrationen auch in folgenden Nahrungsmitteln vor:

  • Zwiebeln
  • Staudensellerie
  • Kohl
  • Knäckebrot
  • Eier
  • Sauerkraut
  • Wassermelonen

Physiologische Vorgänge

Die Bestandteile der Abwinde sind

  • Stickstoff
  • Wasserstoff
  • Methan
  • Kohlenstoffdioxid
  • Schwefelverbindungen

Der Großteil der abgehenden Darmgase (Flatus) bei Flatulenzen wird während der Verdauung durch die Bakterien wie Escherichia coli, Bacteroides vulgatus oder Methanobrevibacter smithii erzeugt. Diese sind die Produzenten von Wasserstoff, Methan und Schwefelverbindungen, welche der Grund für die leichte Entzündlichkeit des Flatus sind. Kohlenstoffdioxid entsteht, wenn Nahrung im Magen mit Salzsäure reagiert. Für den Geruch wurden früher die Substanzen Indol und Skatol sowie Schwefelwasserstoff verantwortlich gemacht. Gaschromatographische Untersuchungen im Jahre 1984 ergaben jedoch, dass Schwefelverbindungen wie Methanthiol, Schwefelwasserstoff und Dimethylsulfid die primär geruchsbildenden Bestandteile sind.

Die Geräusche, die oft beim Entweichen der Gase entstehen, werden von der Vibration der Analöffnung verursacht. Das Geräusch variiert je nach Spannung des Schließmuskels, Geschwindigkeit, mit der das Gas ausgestoßen wird, sowie dem Volumen der ausgestoßenen Gasmenge. Gase steigen nach oben, wenn sie leichter als Luft sind. Bei der Flatulenz ist dies normalerweise der Fall; ist dieser Weg durch Barrieren jedoch versperrt, müssen die Darmwinde einen anderen Ausgang nehmen. Der Abgang des Flatus erfolgt nach kumulierter Gasansammlung am Ende des Mastdarms.

Behandlung

Gegen unangenehme Blähungen werden vor allem verschiedene Hausmittel empfohlen, es gibt jedoch auch Arzneimittel:

  • Verzicht auf Nahrungsmittel, die als blähungsfördernd gelten.
  • Bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten der Verzicht auf diese Nahrungsmittel (z. B. im Falle von Lactoseintoleranz auf Milchprodukte). Im Fall von Histamin-Intoleranz sind die Auslöser meist Rotwein oder Käse.
  • Bei Babys besonders hilfreich ist die Bauchmassage, bei der der Bauch – auf das Baby schauend – im Uhrzeigersinn kreisend sanft massiert wird. Dabei lösen sich eventuell festsitzende Gasblasen, die schmerzhaft drücken können. Auch bei Erwachsenen ist diese Methode oftmals hilfreich.
  • Eine Rollkur, bei der der Patient sich abwechselnd auf die eine und die andere Seite legt, so dass die Gase nach oben steigen bzw. von anderen Darminhalten der Schwerkraft folgend verdrängt werden (rein mechanisch), und dann einfacher ausgeschieden werden können.
  • Lokale Wärme, zum Beispiel durch Auflegen einer Wärmflasche.
  • Verwendung so genannter Karminativa wie z. B. Kümmel. Das sind ätherische Öle, die die Verkrampfung des Darms lösen und für einen leichteren Abgang der Darmgase sorgen. Diese Mittel verhindern Blähungen allerdings nicht, sondern sorgen nur für einen unauffälligeren Abgang von Darmgasen. Ätherische Öle sollten bei Babys aber nur begrenzt eingesetzt werden. Viele ätherische Öle können allergiefördernd wirken.
  • Verwendung von Simeticon, das in Apotheken erhältlich ist und entschäumende Wirkung hat, wobei schaumartige Ansammlungen von Gas im Darm aufgelöst werden. Dieser Wirkstoff kann nach Rücksprache mit dem Arzt auch bei Kleinkindern eingesetzt werden.

Sonstiges

Einige Menschen haben die Fähigkeit, durch gezieltes Spannen des Darmschließmuskels die Tonhöhe der Abwinde zu modulieren. Der bekannteste dieser Kunstfurzer, die früher auf Jahrmärkten und Rummelplätzen auftraten, war der Franzose Joseph Pujol, der unter dem Künstlernamen Le Pétomane (von franz. le pet „der Furz“) auch im Pariser Moulin Rouge in den 1890er Jahren auftrat. Allerdings soll Pujol die Fähigkeit gehabt haben, auch über den Anus Luft einzusaugen und somit geruchsfrei Geräusche produzieren zu können. Sein Repertoire umfasste die Imitation von Gewittern, von Kanonenschlägen bis hin zur Intonation von Melodien. Auch in neuerer Zeit sind derartige Darbietungen bekannt geworden. Im Rahmen des von André Heller 1987 realisierten Vergnügungsparks Luna Luna traten mehrere Kunstfurzer auf. Mit einer ähnlichen Nummer reiste ein unter dem Künstlernamen Mr. Methane auftretender Brite ab 1991 durch Fernsehshows rund um die Erde.

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Datum der letzten Bearbeitung: 14. Januar 2012, 16:40 UTC
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Datum des Abrufs: 21. Februar 2012, 16:45 UTC
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