Gefahr durch Zecken: So schützen Sie sich vor Borreliose
Mit Gesichtslähmungen und Gelenkbeschwerden nach Zeckenbiss umgehend zum Arzt
Kleine Blutsauger mit großer Wirkung: Im Frühling und Sommer steigt vor allem für Naturfreunde die Gefahr vor Zeckenbissen und damit vor Borreliose. So schützen Sie sich vor Spätfolgen.
Sommerliche Temperaturen, hohes Gras und dichter Wald: Für Zecken sind die Bedingungen im Frühling und Sommer paradiesisch. Sie warten nur darauf, sich dem nächstbesten Spaziergänger oder Radfahrer an die Haut zu werfen und kräftig zu saugen. Die Gefahr: „Viele Zecken sind mit Borreliose infiziert“, sagt Dr. Kastrup, Leitender Arzt der Klinik für Neurologie und Klinische Neurophysiologie im Philippusstift des Katholischen Klinikums Essen. Mit simplen Mitteln und einer guten Therapie lässt sich die Gefahr in den meisten Fällen aber bannen.
Jede dritte Zecke mit Borrelien infiziert
Laut Robert-Koch-Institut tragen 30 Prozent der Zecken, also etwa jede dritte Borrelien in sich. Das Risiko, nach einem Zeckenbiss selbst an einer Borreliose zu erkranken, liegt bei 0,3 bis 1,4 Prozent. Eine Borreliose kann mit Gelenk- und Muskelschmerzen, Fieber sowie grippeartigen Symptomen einhergehen und sich unter anderem auf Rückenmark, Gehirn und Hirnwurzeln sowie das Herz-Kreislauf-System auswirken. Schlimmstenfalls werden die Beschwerden chronisch. In seltenen Fällen bleiben Ausfallerscheinungen, die sich auch mit einer gezielten Therapie nicht mehr beseitigen lassen.
„Das ist aber zum Glück die Ausnahme“, sagt Dr. Kastrup. Vor allem im Süden und Südwesten Deutschlands seien zwar viele Zecken mit Borrelien infiziert, berichtet der Neurologe. Die Gefahr in Essen und Umgebung ist aber geringer als in anderen Regionen. Darüber hinaus muss ein von einer infizierten Zecke Gebissener nicht unbedingt selbst an Borreliose erkranken. Diagnostiziert wird die Erkrankung auf Grundlage mehrerer zusammenspielender Komponenten. Erstes Anzeichen ist ein sich um die Bissstelle herum bildender, roter Fleck. Der sollte aber zunächst von einem Hautarzt eingeschätzt werden. „Nicht jeder rote Flatschen weist auf eine Borreliose hin“, betont Dr. Kastrup. Liegt ein erster Verdacht vor, untersuchen Mediziner das Blut auf mögliche Antikörper. „Damit können wir sicher feststellen, ob es Kontakt mit Borrelien gegeben hat, wann das war und ob eine Erkrankung vorliegt oder nicht.
Borreliose mit Antibiotika-Therapie heilbar
Im Fall einer Erkrankung werden umgehend Antibiotika in Tablettenform verabreicht. „Meist heilt die Krankheit dadurch wieder aus“, beruhigt der Mediziner. Ist nur die Haut betroffen, übernimmt ein Hautarzt die Therapie. Sind auch Nerven betroffen, was sich ähnlich wie bei einer Hirnhautentzündung durch Gesichtslähmungen und Gelenkbeschwerden äußert, wird der Patient neurologisch weiterbehandelt, zunächst mit Antibiotika-Infusionen. Die helfen häufig auch noch im Spätstadium. Ist das nicht der Fall, wird Cortison verabreicht. Nur in seltensten Fällen werden Hautveränderungen, Gelenkbeschwerden und Entzündungen des Rückenmarks und der Nerven chronisch und lassen sich nicht mehr erfolgreich therapieren.
Um das zu vermeiden, sollten Betroffene eine Zecke schnellstmöglich aus der Haut entfernen. Dazu ist es nicht unbedingt notwendig, einen Mediziner aufzusuchen. „Zeckenbisse sind grundsätzlich nichts gefährliches“, sagt der leitende Neurologe. Auch Informationen des Robert-Koch-Instituts zufolge muss der Parasit längere Zeit saugen, bevor Erreger übertragen werden. Wird der ungeliebte Gast innerhalb von 12 Stunden entfernt, sei das Übertragungsrisiko sehr gering. „Wenn allerdings der Kopf der Zecke in der Haut verblieben ist oder Symptome wie ungewöhnliche Hauterscheinungen, Gelenkbeschwerden oder Fieber auftreten, sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden“, empfiehlt Dr. Kastrup.
Zecken sicher entfernen
Bei Zeckenbefall muss die Zecke umgehend entfernt werden. Dabei sollten möglichst alle Teile der Zecke herausgenommen werden, um eine Entzündung zu vermeiden. Hierzu greift man die Zecke mit einer Pinzette (falls vorhanden speziellem Zeckenentfernungsinstrument) nahe der Hautoberfläche an ihren Mundwerkzeugen - niemals am vollgesogenen Körper - und zieht sie langsam und gerade aus der Haut. Der Zeckenkörper sollte dabei nicht gequetscht werden, da sonst der borrelienhaltige Inhalt in den Organismus gelangen könnte.
Bild: ©Katholisches Klinikum Essen
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