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Ein einfaches Beispiel für ein alternatives Wirtschaftskonzept in einer Solidargemeinschaft

geschrieben von Eddi09 am: 24.02.2013 - 10:40 Uhr

VICOSEUM
- Altholz_Projekt -

Ehrenkodex
von Edgar Wetzig, März 2007

Einführung

Das Vicoseum-Altholzprojekt ist der exemplarische Nachweis für das Funktionieren eines alternativen, gerechten Wirtschaftskonzepts innerhalb des Kapitalismus. Es basiert auf einer Solidargemeinschaft. Dieses erste Beispiel zur konkreten Umsetzung des Konzepts basiert auf der Sammlung und dem Verkauf gebrauchter Materialien oder Halbzeuge wie Holz, Metall, Stein, Kunststoffe, Glas, Keramik, Porzellan, Elektronik usw. im Sinne eines „Gebraucht-Baumarktes“ oder Sozialkaufhauses. So ist auch der Verkauf von gebrauchten Möbeln und Hausrat im Rahmen regelmäßiger Wochenend-Flohmarktaktionen vorgesehen. Im Folgenden wird die unspezifische Bezeichnung „Projekt“ verwendet, weil die Rechtsform an dieser Stelle noch nicht festgelegt wird und erst später Gegenstand der Diskussion mit anschließender demokratischer Entscheidung durch die Gründungsmitglieder sein wird. Dennoch ist jedes Mitglied gleichberechtigter Teilhaber unabhängig vom Eintrittsdatum und der Höhe seiner Leistungen. Es gibt keine Hierarchie; es gibt keine Vorstände, die die Sahne abschöpfen. Jedes Mitglied bestimmt selbst, wie viel es beiträgt, was es beiträgt, wann es beiträgt. Sein Anteil ist dynamisch und hängt zu jedem Zeitpunkt von der Summe aller Leistungen des Mitglieds im Vergleich zur Gesamtleistung aller Mitglieder (temporärer Wert des Projekts) ab. Die Leistungen bzw. Investitionen können in drei Formen:

• Bargeld
• Mitarbeit
• Material

erbracht werden. Der Zeitpunkt bzw. die Dauer und die Höhe der Leistung sowie das Eintrittsdatum unterliegt stets der völlig freien, individuellen Entscheidung jedes einzelnen Mitgliedes. In der gegenwärtigen Aufbauphase kann und sollte noch nicht mit schnellen Gewinnen gerechnet werden. Zur Teilnahme aufgefordert sind Menschen, die über ein regelmäßiges Einkommen verfügen, von dem sie leben können, egal ob als Angestellter, Freiberufler oder Arbeitsloser. Jeder, der dieses Projekt zunächst einmal lediglich als zusätzliches „Hobby“ auffasst, hat den Sachverhalt recht gut getroffen. Für denjenigen, der jetzt dringend frisches Geld benötigt, ist die Teilnahme nicht geeignet.

Dennoch, jeder, der teilnehmen möchte, ist grundsätzlich herzlich willkommen. Mit jeder „Investition“ ist der Teilnehmer unmittelbar und gleichzeitig Teilhaber bzw. Mitbesitzer des Projekts, und zwar sein Leben lang, und seine Anteile können vererbt werden. Unter der Voraussetzung, dass dieses Geschäft irgendwann so weit gediehen ist, dass Gewinne gemacht werden, handelt es sich praktisch auch um eine Zusatzrente.


Bewertungen

Zur Verrechnung der unterschiedlichen Investitionsmodi muss ein gerechter, passender Schlüssel gefunden werden z.B. auf Grundlage des Euro oder eines Punktesystems. Wichtig ist dabei, dass eine Übergewichtung der Arbeitsleistung gegenüber eingebrachten Materialien von Anfang an strikt vermieden wird. Warum ?


Das exponentielle Wachstum unserer Müllkippen bzw. die Vergiftung unserer Atemluft durch Müllverbrennungsanlagen ist genau eine Folge davon, dass beispielsweise anstelle der Reparatur eines Fernsehers in den allermeisten Fällen dem Neukauf der Vorrang gegeben wird, weil die Arbeitskosten unverhältnismäßig zu hoch sind. Genau dieser fatale Fehler wird in und mit diesem Projekt vermieden.

Arbeitsstunde

Für die (relative) Bewertung der Arbeitsstunde wird daher ein Betrag angesetzt, der jedem Gewerkschafter zunächst einmal die Nackenhaare hochstellen würde. Aber, es ist ja gerade nicht so, dass der Teilnehmer, der beispielsweise 10 Arbeitsstunden geleistet hat, dem Projekt gegenüber dann eine Rechnung von sagen wir „nur“ 25 € stellen kann. Es gibt zunächst überhaupt kein Geld dafür. Die erbrachte Leistung wird lediglich mit 25 € bewertet notiert und aufaddiert.

Material

Wer dem Altholzprojekt z.B. ein gutes Brett liefert, erhält ebenfalls eine Gutschrift auf seinem persönlichen Altholz-Konto. Die Höhe richtet sich danach, wie viel in etwa beim Verkauf auf einem Flohmarkt erzielbar gewesen wäre. Die Hälfte dieses groben Schätzwertes ist der notierte Betrag.


Warum so wenig ?

Damit kommen wir endlich zum Ehrenkodex bzw. zur Selbstverpflichtung aller Teilnehmer. Unser aller gemeinsames Ziel muss ein schnelles Gedeihen des Altholzprojektes sein. Das funktioniert nur dann, wenn wir das Projekt nicht belasten, sondern wenn wir das Projekt nach besten Kräften befördern; wie gesagt, es ist unser Hobby (viele Menschen geben sehr viel Geld aus für ihr Hobby). Egoismen werden zum Wohle der Gemeinschaft grundsätzlich zurück gestellt. Je schneller das Geschäft gewinnbringend aufgestellt ist, desto früher und desto mehr wird jeder Teilnehmer ernten können. Deshalb ist das Begreifen des Sinns der Solidargemeinschaft hier so außerordentlich wichtig. Wer seine erbrachten Leistungen zu hoch einstuft, schädigt die Gemeinschaft, das Projekt und sich selbst; das ist eine unumstößliche Wahrheit, die in jedem Gehirn eingebrannt sein muss.


Ausschüttungen

Jeder Teilnehmer hat innerhalb eines bestimmten Zeitintervalls, sagen wir ein Monat oder ein Quartal, eine Reihe unterschiedlicher Leistungen erbracht. Damit gehört ihm zu diesem Zeitpunkt X% des Projektes. Wenn durch den Verkauf von Materialien Gewinne erzielt worden sind, so werden diese nun, abzüglich der notwendigen Rücklagen für den Betrieb des Projekts, gemäß dieses Anteilschlüssels auf die Teilnehmer verteilt, jeden Monat bzw. jedes Quartal. Wer viel eingebracht hat, erhält nun jedes Mal viel zurück. Es ist davon auszugehen, dass im Laufe von Jahren oder Jahrzehnten ein Vielfaches der ursprünglichen Investitionen verdient wird, solange das Projekt existiert. Auch die Teilnehmer, die inzwischen nicht mehr aktiv dabei sind, werden weiter in der Liste geführt und erhalten immer weiter ihre Ausschüttungen, wenngleich ihr prozentualer Anteil bei Inaktivität dynamisch sinken muss.

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